Kooperative Promotion erfolgreich abgeschlossen

Jeanette Blumröder ist die erste Doktorin der Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde (HNEE), die in Kooperation mit der Leuphana Universität Lüneburg am 23. November 2021 mit sehr gutem Ergebnis ihre Dissertation verteidigte. In ihrer Doktorarbeit geht es um die Fragen, wie man die Funktionstüchtigkeit von Wäldern quantifizieren und bewerten kann und wie sich die Waldbewirtschaftung auf die Funktionen und Leistungen, bezogen auf das Mikroklima, auswirkt. Dabei untersuchte die junge Wissenschaftlerin, welchen positiven ökologischen Beitrag die Forest Stewardship Council (FSC) Zertifizierung tatsächlich leistet und kommt zu einem erstaunlichen Ergebnis.

Bereits seit 10 Jahren forscht Jeanette Blumröder an der HNEE im Centre for Econics and Ecosystem Management (CEEM) und ist dort mittlerweile eine tragende Säule im Bereich der waldbezogenen Vorhaben. Einst absolvierte sie ihr Masterstudium im Studiengang Global Change Management.

 „Assessment of forest functionality and the effectiveness of forest management and certification systems“ – so der Titel der Doktorarbeit, in der Jeanette Blumröder eine ökosystembasierte und partizipative Methodik namens ECOSEFFECT entwickelte und diese in Archangelsk, im Nordwesten Russlands, anwendete.

Frau Blumröder, wie geht es Ihnen jetzt nach Ihrer Dissertation? Hat sich Ihr Leben bereits grundlegend geändert?
Eigentlich nicht, da ich gerade schon wieder im Wald bei Datenaufnahmen bin und weitere Publikationen in der Entstehung sind, was viel Zeit und Energie in Anspruch nimmt.

Es wurde oben schon kurz angerissen. Können Sie mit eigenen Worten noch einmal kurz beschreiben, was der Kern der Promotion war und warum das Thema für die Welt von Bedeutung ist?
Die Arbeit basiert auf zwei Forschungsprojekten. Das Projekt zur Überprüfung der Wirksamkeit von FSC-Zertifizierung in Russland wurde u.a. vom WWF Deutschland finanziert und gemeinsam umgesetzt. Wir haben zudem eng mit den Kolleg*innen aus Russland zusammengearbeitet. Das Projekt Gläserner Forstbetrieb ist noch nicht abgeschlossen, die finalen Datenaufnahmen laufen gerade noch. Aber die Daten aus den beiden Extremsommern 2018 und 2019 waren so spannend, dass wir diese bereits verwertet haben.
Wälder sind nicht nur wegen der Produktion des Rohstoffs Holz von enormer Bedeutung für uns Menschen und das Klima, sondern stellen eine Vielzahl von sogenannten Ökosystemleistungen kostenlos zur Verfügung. Jedoch kann eine forstliche Nutzung das Ökosystem in seiner Fähigkeit, Funktionen und Leistungen zu erbringen, einschränken – v. a. in Zeiten des fortschreitenden Klimawandels. Nachhaltigkeitszertifikate sollen angeblich gewährleisten, dass die Funktionstüchtigkeit von Wäldern trotz Holznutzung nicht eingeschränkt wird, daher ist es umso wichtiger, wissenschaftlich zu überprüfen, was es am Ende tatsächlich für das Ökosystem bringt. In unseren Studien mussten wir leider feststellen, dass die zertifizierten russischen Kahlschläge nicht besser sind als die nicht zertifizierten.

In welchem Zeitraum haben Sie die Arbeit umgesetzt?
Die Arbeit zum FSC-Projekt begann eigentlich schon 2014 und wir haben die Studien stückweise umgesetzt. Das Projekt Gläserner Forstbetrieb läuft seit Anfang 2017 und dauert insgesamt 5 Jahre.

Wie gestaltete sich die Zusammenarbeit mit der Leuphana Universität Lüneburg konkret?
Einfacher wäre es natürlich gewesen, wenn wir die Promotion direkt an der HNEE hätten durchführen können. Aber eine Kooperation mit der Leuphana Universität Lüneburg ist etwas sehr Wertvolles und hat auch viele Vorteile, wie z. B. der zusätzliche inhaltlich-fachliche Austausch. Ich habe durch meine Betreuer eine sehr gute Unterstützung bekommen.

Was geben Sie anderen Interessierten, trotz nach wie vor fehlendem Promotionsrecht an Fachhochschulen, mit auf den Weg?
Ich denke nach wie vor, dass es eigentlich nicht per se um das Promovieren des Promovieren wegen gehen sollte, sondern um die inhaltliche Motivation sich einer Sache, einem bestimmten Thema anzunehmen und dafür dann alles Mögliche zu tun, diese Sache und Themen voran zu bringen. Es lassen sich immer Möglichkeiten und Wege finden, wenn diese auch mal nicht einfach, sondern holprig sein können.

Wie und in welchen Bereichen geht es für Sie weiter? Bleiben Sie der HNEE treu?
Für mich bleibt eigentlich erst mal alles beim Alten, da ich nach wie vor in diversen Projekten im CEEM tätig bin und parallel weiter neue Projekte entwickle.

Betreut wurde die Dissertation von Prof. Dr. Pierre L. Ibisch, Naturschutzprofessor an der HNEE, und begleitet von Prof. Dr. Werner Härdtle, Professor für Landschaftsökologie und Naturschutz an der Leuphana Universität Lüneburg. „Es ist wichtig festzuhalten, dass wir mit unseren Projekten und unseren Kandidat*innen grundsätzlich befähigt sind, sehr hochwertige Promotionen umzusetzen. Frau Blumröder hat das bewiesen. Ihre Arbeit ist auch deshalb besonders, weil sie überdurchschnittlich viele Anteile ihrer Arbeit schon vor Abgabe in internationalen Fachzeitschriften publiziert hat“, resümiert Prof. Dr. Ibisch.

 

Hinweis zum Bildmaterial
Die hier zur Verfügung stehenden Fotos können im Rahmen der Berichterstattung verwendet werden. Bitte beachten Sie den Copyright-Hinweis © HNEE / Florian Reischauer