EU-Projekt „European Tourism Going Green (ETGG) 2030“ unterstützt Tourismus-Branche auf Weg zu mehr Nachhaltigkeit
Auf dem Weg zum nachhaltigen Konsum und zu nachhaltiger Produktion beteiligt sich die Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde (HNEE) mit dem Forschungsprojekt European Tourism Going Green (ETGG) 2030 langfristig an der Entwicklung und am Transfer eines innovativen Tourismusmanagements für kleine und mittelständische Unternehmen (KMU) in Europa. Ein entwickeltes Online-Schulungs- und Expertensystem soll in Zusammenarbeit von acht Partnern aus sechs verschiedenen Ländern an einzelne Betriebe weitervermittelt werden. Neben einer Nachhaltigkeitszertifizierung bekommen sie die Möglichkeit, ihre sozio-ökonomische und ökologische Performance zu verbessern. Hauptziel ist die Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit.
Zahlreiche Krisen des globalen Wandels, wie die rasant abnehmende biologische Vielfalt, extreme Wetterereignisse, soziale Ungleichheit und letztendlich auch die Coronavirus-Pandemie, erfordern dringend Antworten und ein rasches Handeln – so müssen auch innovative Verfahren im nachhaltigen Management von Klein- und Mittelbetrieben aus der Tourismusbranche her, um deren Wirtschaftlichkeit angepasst langfristig steigern zu können. Das vom Zentrum für nachhaltigen Tourismus (ZENAT) an der HNEE mitinitiierte Projekt European Tourism Going Green (ETGG) 2030 zielt darauf ab, europäische KMU auf ihrem Weg zu mehr Nachhaltigkeit zu unterstützen. „Das Interesse der Tourismusbetriebe an Nachhaltigkeit ist gerade in den letzten Monaten gewachsen. Dieses Projekt soll Knowhow und Unterstützung bei der Umsetzung in die Betriebe bringen“, kündigt Prof. Dr. Dagmar Lund-Durlacher an, die seit März 2021 im Rahmen des ETGG 2030 als Projektkoordinatorin an der HNEE tätig ist. Mit einem europaweiten Netzwerk aus Nachhaltigkeitsexperten, Hochschuleinrichtungen, Unternehmensverbänden, Handelskammern, Tourismusorganisationen und Nicht-Regierungsorganisationen (NRO) soll ein auf digitalen Medien basiertes Angebot geschaffen werden, das einen Wissenstransfer rund um das Thema nachhaltiges Tourismusmanagement sowie eine Innovationsdatenbank mit nachhaltigen Leuchtturmprojekten beinhaltet. „Auch unsere Student*innen und Absolvent*innen profitieren von dem großen Netzwerk an Nachhaltigkeitsexperten, Bildungseinrichtungen, Tourismusorganisationen und -betrieben, das im Rahmen des Projektes und innerhalb der Zusammenarbeit entsteht“, ergänzt Prof. Dr. Wolfgang Strasdas, Studiengangsleiter des Masterstudiengangs Nachhaltiges Tourismusmanagement und Leiter der Arbeitsgruppe ZENAT. Finanziert wird das ETGG 2030-Vorhaben seit Januar 2021 für 30 Monate mit knapp einer Million Euro aus dem EUCOSME-Programm.
Die ETGG-2030-Angebote für KMU
Im Mittelpunkt des Projektes steht die Entwicklung und Einrichtung eines Online-Schulungs- und Expertensystems, welches den touristischen Betrieben an der Basis einen direkten Zugang zu Expertenwissen sowie Beratungsleistungen im Bereich nachhaltiger Tourismus ermöglicht. Weiterhin werden Instrumente wie die App „RU Ready for Certification“ bereitgestellt, mit deren Hilfe die KMU Nachhaltigkeit in ihre betrieblichen Abläufe und ihre Beschaffungsprozesse implementieren können. Diese Unterstützungsangebote werden an neun Tourismusregionen (in sechs verschiedenen Ländern mit UNESCO-Kulturerbe-Stätten und Natura 2000 Gebieten) beispielhaft erprobt. So können die am stärksten bedrohten europäischen Gebiete widerstandsfähiger gemacht werden. Im Rahmen von nationalen Wettbewerben, die im Herbst 2021 ausgeschrieben sollen, werden insgesamt 70 europäische KMU ausgewählt, die als Piloten an diesem Entwicklungsprozess teilnehmen und dafür eine Nachhaltigkeitsförderung im Wert von je 10.000 Euro erhalten. „Spannend an diesem Ansatz ist, dass wir hier nicht nur eine Wissensplattform und Online-Schulungsmaterialien entwickeln, sondern diese auch gleich in einem nächsten Schritt in den Tourismusbetrieben anwenden können“, betont Prof. Dr. Dagmar Lund-Durlacher.
Von der Forschung zum Marktplatz: Marktzugang für zertifizierte KMU
Die Nutzung des Schulungssystems, die bereitgestellten Instrumente sowie die Realisierung einer Nachhaltigkeitszertifizierung sollen den KMU nicht nur die Möglichkeit bieten, ihr Knowhow im Bereich Nachhaltigkeit zu erweitern, sondern auch ihre sozio-ökonomische und ökologische Performance zu verbessern sowie messbarer zu machen. Die Implementierung von Nachhaltigkeit durch Zertifizierung erlaubt den Unternehmen einen besseren Marktzugang, sie haben erweiterte Bewerbungsmöglichkeiten und damit eine höhere Wettbewerbsfähigkeit. Mit ihrer Teilnahme werden die Unternehmen außerdem Teil eines globalen Netzwerkes für nachhaltigen und verantwortungsvollen Tourismus, das sich auf der Webseite und anderen Medien, wie der Travel Green Europe App, präsentiert.
Die Projekt-Partner:
- Zentrum für nachhaltigen Tourismus (ZENAT) der Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde (HNEE), Deutschland
- ECOTRANS, Deutschland
- ÖHV Touristik Service, Österreich
- Croatian Chamber of Economy CCE, Kroatien
- Camera di Commercio Industria Artigianato e Agricoltura di Pordenone-Udine, Italien
- ASSET Basilicata - Azienda Speciale della Camera di commercio della Basilicata, Italien
- Asociatia Judeteana De Turism Sibiu, Rumänien
- DMD NT, Bulgarien