Wolfsnachwuchs im Landkreis Barnim
Die Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde (HNEE) untersucht seit einem Jahr die Wolfspopulation im Landkreis Barnim. Seit kurzem leben zwei neue Rudel im Barnim – in beiden Territorien konnten erstmalig Welpen nachgewiesen werden.
Vaterrüde des Barnimer Heide-Rudels mit ausgeprägter Räudesymptomatik.
Ein Jährling des Parstein-Oderberg-Rudels am späten Vormittag im Mai 2021.
Muttertier des Barnimer Heide-Rudels mit einem Rotwildlauf.
Spielende Welpen im Territorium Parstein-Oderberg Anfang Juli 2021.
Nachdem das südliche Brandenburg mittlerweile nahezu flächendeckend vom Wolf besiedelt ist, etabliert sich Isegrim seit einigen Jahren auch im Norden Brandenburgs in immer mehr Revieren. Im gesamten Bundesland waren es im letzten Monitoringjahr 2020/21 knapp 60 besiedelte Territorien.
Den aktuellen Besiedlungsprozess im Landkreis (LK) Barnim untersucht seit über einem Jahr die Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde in Kooperation mit dem Landesbetrieb Forst Eberswalde und den ehrenamtlichen Wolfsbeauftragten des Landkreises. Im Rahmen eines Intensivmonitorings haben die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Fachgebietes für Wildbiologie, Wildtiermanagement und Jagdbetriebskunde (FWWJ) dafür aktuell über 50 Wildkameras in 15 Revieren aufgebaut, die Wildtiere automatisch detektieren. Darüber hinaus wird systematisch nach Wolfslosungen gesucht, um mittels genetischer Analysen die Wölfe individuell erfassen zu können.
Neue Territorien im Barnim
„Aktuell leben im Barnim östlich der A11 zwei eigenständige Wolfsrudel“, so Dr. Frank-Uwe Michler, der das Wolfsmonitoring im LK Barnim koordiniert. „Das Barnimer Heide-Rudel, südlich von Eberswalde, und das Parstein-Oderberg-Rudel, nördlich des Oder-Havel-Kanals.“ Im letzten Monitoringjahr 2020/2021 entstanden durch das Fotofallenmonitoring der HNEE über 3.000 Wolfsbilder. „Anhand der Fotofallenbilder wissen wir, dass in beiden Territorien im letzten Jahr erstmalig Wolfswelpen geboren wurden“, erläutert Prof. Siegfried Rieger, Leiter des FWWJ an der HNEE. Waren es im Jahr 2020 mit jeweils zwei Welpen noch vergleichsweise kleine Würfe, konnten dieses Jahr fünf (in der Barnimer Heide) bzw. sechs Welpen (in Parstein-Oderberg) durch die Wildkameras nachgewiesen werden. Aktuell leben in beiden Rudeln nachweislich neun Wölfe.
Soweit die Pfoten tragen
Im Barnimer Heide-Rudel sind die beiden Elterntiere anhand einer charakteristischen Hauterkrankung auf den Fotofallenbildern individuell eindeutig zu identifizieren. „Anhand der Fotofallenstandorte, auf denen die beiden Alttiere nachgewiesen wurden, wissen wir, dass die Wölfe bis zu 30 km pro Nacht zurücklegen und sich das Territorium in der Barnimer Heide über mindestens 240 km² bis in den LK Märkisch-Oderland (Biesow, Prötzel) erstreckt“, berichtet die HNEE-Studentin Nadin Edinger, die im Wolfsmonitoring mitarbeitet.
Allerlei Tiere vor der Kamera
„Über die Fotofallen werden neben den Wölfen auch andere seltene Tierarten nachgewiesen“, berichtet Frank-Uwe Michler. Neben Schwarzstorch, Seeadler, Schreiadler und Fischotter wird im Gebiet des Parstein-Oderberg-Rudels regelmäßig ein Nordafrikanisches Stachelschwein von den Wildkameras erfasst. Dieser stachelige Exot ist vermutlich im Frühjahr 2020 aus dem Tierpark in Angermünde ausgebrochen und lebt seitdem stabil in einem Gebiet zwischen dem Parsteinsee, Lunow-Stolzenhagen und Oderberg.
Bürgerinnen und Bürger sind dazu aufgerufen, Wolfssichtungen und Wildtierrisse im LK Barnim an wolfsmonitoring@hnee.de zu melden.
Hinweis zum Bildmaterial
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