Unverpackt 2.0 startet: Neue Vorhaben zur Unterstützung von Precycling im Lebensmittelhandel
Die Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde (HNEE) knüpft ab April an das erfolgreiche Projekt „Verpackungsfreier Supermarkt“ an und setzt ihre Forschungsarbeit fort: Das Projekt Unverpackt 2.0 will mit Hilfe der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) den verpackungsreduzierten Einkauf durch Standardisierung praxistauglicher Lösungen fördern. Geplant ist auch, eine Beratungs- und Vernetzungsstelle Verpackungsreduktion im Auftrag des Landwirtschafts- und Umweltministerium des Landes Brandenburg (MLUK) einzurichten, um die Entwicklung von Mehrwegalternativen voranzutreiben.
Als Deutschland 2014 einen Spitzenwert von 17,8 Millionen Tonnen Verpackungsmüll erreichte, wurde die Eröffnung von Geschäften, die Waren unverpackt bzw. in Mehrwegverpackungen anbieten, ein möglicher Ansatz zur Reduktion. In Deutschland sind seitdem über 80 derartige Läden entstanden: Kund*innen nutzen eigene oder vor Ort erwerbbare Behälter, in die sie Waren abfüllen. Vorrangiges Ziel ist die Reduzierung des Verpackungsmülls in den Handelsstufen und beim individuellen Konsum sowie der bedarfsgerechte Einkauf von Lebensmitteln. Neben diesen „reinen“ unverpackt-Läden („Konzeptläden“) gibt es eine zunehmende Zahl an Läden, in denen ein Teil des Sortiments unverpackt angeboten wird („Streckenläden“). Um das Aufkommen an Verpackungsabfällen zu mindern, erforschen Mitarbeiter*innen der Hochschule für nachhaltige Entwicklung (HNEE), wie dem Negativtrend der Verpackungszunahme unternehmerisch begegnet werden kann. Seit 1. April setzt die Arbeitsgruppe Verpackungsreduktion in der Lebensmittelwirtschaft/nachhaltiger Konsum (Fachgebiet Nachhaltige Unternehmensführung in der Agrar- und Ernährungswirtschaft) nun unter der Leitung von Dr. Melanie Kröger, Prof. Dr. Jens Pape, Marcel Schuricht und Paula Wörteler ihre erfolgreiche Arbeit mit zwei neuen Projekten fort. Das von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) geförderte Projekt Unverpackt 2.0 will mithilfe des Unverpackt-Verbands, Großhändlern, Herstellern und Lieferanten der gut 300 Unverpackt-Läden in Deutschland den verpackungsreduzierten Einkauf professionalisieren: Es sucht nach praxistauglichen Lösungen über gemeinsam zu entwickelnde Standards. Als zentraler Ansprechpartner für regionale Unternehmen und Initiativen im Lebensmittelbereich zur Verpackungsreduktion durch Mehrweglösungen könnte eine überregionale Beratungs- und Vernetzungsstelle Verpackungsreduktion aufzeigen, welche Aktivitäten es in diesem Bereich schon gibt. Weitere Ziele sind die gemeinsame Entwicklung von Maßnahmen zur weiteren Stärkung von bestehenden und neuen Mehrwegalternativen sowie eine Vernetzung von Unternehmen und Initiativen im Lebensmittelbereich.
Angeknüpft wird mit dem Forschungsvorhaben an das Leuchtturmprojekt „Der verpackungsfreie Supermarkt“, mit dem Pionierarbeit auf dem Gebiet der Erforschung von Konzepten für Unverpackt-Läden und zum verpackungsreduzierten Konsum geleistet wurde. „Mit dem unverpackt-Projekt haben wir grundlegendes Wissen zu den Herausforderungen und Hürden des verpackungsfreien Einkaufs generiert und die wesentlichen Verbesserungspotentiale von ‚unverpackt‘ herausgearbeitet,“ sagt Prof. Dr. Jens Pape. Nach einem ersten Anlauf soll die Forschung vertieft werden, um weiter erfolgreich nachhaltige Lösungen für Dienstleister und Verbraucher voranzubringen. „Vor allem im Bereich der Beschaffung fehlt es in der Branche bislang an einheitlichen Prozessen und Standards“, sagt Dr. Melanie Kröger. „Diese wollen wir nun zusammen mit der Praxis entwickeln.“ Besonders an der Schnittstelle von Produktion – Vermarktung – Konsum will das Team seine Expertise einbringen, in dem Kompetenzen ausgebaut werden und im Abgleich mit der Praxis an relevanten Lösungen gearbeitet wird.
Über das Projekt
Unverpackt 2.0 – Professionalisierung des verpackungsreduzierten Einkaufs durch Standardisierung praxistauglicher Lösungen:
Das Projekt nimmt inhaltlich die Ergebnisse des Projektes „Der verpackungsfreie Supermarkt“ auf und knüpft an die vorhergehende Arbeit an. Projektpartner sind der Unverpackt-Verband sowie Großhändler, Hersteller und Lieferanten der gut 300 Unverpackt-Läden in Deutschland. Ziel ist es, eine Professionalisierung und Verbesserung der Beschaffung von Unverpackt-Läden über gemeinsam entwickelte Standards zu erreichen. Dies kann in den Bereichen Mehrwegsysteme, Hygiene und bei Prozessen erfolgen.
Förderer: Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU)
Laufzeit: 30 Monate (ab 1. April 2021)
Fördervolumen: knapp 300.000 Euro
Zur Person
Prof. Dr. Jens Pape ist an der HNEE seit 2008 als Professor für das Fach- und Lehrgebiet „Nachhaltige Unternehmensführung in der Agrar- und Ernährungswirtschaft“ am Fachbereich Landschaftsnutzung und Naturschutz sowie seit 2011 Dekan des Fachbereichs Landschaftsnutzung und Naturschutz.
Dr. Melanie Kröger ist am Fachbereich Landschaftsnutzung und Naturschutz als Wissenschaftlerin beschäftigt. Sie hatte zuletzt die Koordination für das BÖLN-Projekt „Der verpackungsfreie Supermarkt: Stand und Perspektiven. Über die Chancen und Grenzen des Precycling im Lebensmitteleinzelhandel“ inne.
Im Dezember 2020 hat sie in Zusammenarbeit mit Prof. Dr. Jens Pape und der wissenschaftlichen Mitarbeiterin Alexandra Wittwer im oekom-Verlag (München, 2020) das Buch „Einfach weglassen? Ein wissenschaftliches Lesebuch zur Reduktion von Plastikverpackungen im Lebensmittelhandel“ veröffentlicht.
Weiterführende Informationen:
Über den Unverpackt e.V. – Verband der Unverpackt-Läden
Der Unverpackt e.V. – Verband der Unverpackt-Läden ist der Berufsverband der Unverpackt-Läden in Deutschland und der deutschsprachigen EU. Er wurde am 21. April 2018 in Nürnberg gegründet. Zweck des Vereins ist u.a. die Förderung der Interessen seiner Mitglieder und eines fairen und gemeinwohlorientierten Wirtschaftens. Der Unverpackt e.V. stärkt die Zero Waste-Philosophie und das Bewusstsein für Umweltprobleme sowie müllvermeidende Wege des Konsumierens und Wirtschaftens. Er verfolgt seine Ziele insbesondere durch den Ausdruck der gemeinsamen Positionen und Interessen seiner Mitglieder gegenüber Politik, Wirtschaft und Gesellschaft durch Öffentlichkeitsarbeit sowie Informations- und Erfahrungsaustausch zwischen den Mitgliedern.