Wie nachhaltig ist der Tourismus in Europa?

Die Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde (HNEE) schafft Klarheit und veröffentlicht erste Studie mit Übersicht zu europaweiten Aktivitäten. Resümee: Da geht noch mehr.

21 Länder haben sich an der Studie beteiligt, die als European Tourism Going Green (ETGG) SME 2030 Report veröffentlicht wurde. Sie berichten über politische Rahmenbedingungen, landesspezifische Strategien, eigene Kampagnen sowie konkrete Aktivitäten und Instrumente im Tourismus. Immer im Blick das Thema Nachhaltigkeit und mit besonderem Fokus auf KMUs. „Die meisten Länder verzeichnen eine positive Entwicklung. Es gibt jedoch noch viel Potenzial, um Tourismus in Europa nachhaltiger und innovativer zu gestalten“, resümiert Heike Dickhut, HNEE-Wissenschaftlerin und Mitautorin der Studie.

Beispiel Deutschland: Politischer Wille für mehr Nachhaltigkeit im Tourismus ist vorhanden. So gibt es mit Bundeswettbewerb nachhaltige Tourismusdestinationen ein Format, womit Nachhaltigkeitskonzepte in der deutschen Tourismuslandschaft gefördert und sichtbar gemacht werden. Die meisten Bundesländer setzen in ihrem Marketing, ihren Strategien und Kampagnen auf nachhaltigkeitsbezogene Themen wie Naturtourismus, grüne Mobilität und lokales, kulturelles Erbe. Doch die Ausprägung nachhaltiger Ziele variiert von Bundesland zu Bundesland. Während beispielsweise der Norden einen klaren Fokus auf die Integration des Themas in seinen Tourismusstrategien hat, wird er anderswo nicht einmal benannt.
Der Report legt diese Lücken offen. Gleichzeitig bietet er einen Überblick, was einzelne Länder bereits erreicht haben und mit Blick auf die 17 Nachhaltigkeitsziele (SDGs) leisten. „Der ETGG SME 2030 Report kann touristische KMU in vielfältiger Weise dabei unterstützen, Nachhaltigkeitsaktivitäten leichter umzusetzen, Innovationspotenziale besser auszuschöpfen und Wettbewerbsfähigkeit auf dem europäischen Markt zu erhöhen“, fasst Prof. Dr. Wolfgang Strasdas zusammen. Er ist Professor für nachhaltigen Tourismus an der HNEE und Leiter des ETGG 2030 Projektes. Darüber hinaus profitiere auch die Wissenschaft von dieser Zusammenstellung. „Erstmals sind europaweite Rahmenbedingungen und Strategien zum nachhaltigen Tourismus in einem Dokument gebündelt. Eine große Arbeitserleichterung für künftige Forschungsprojekte“, freut sich HNEE-Wissenschaftlerin Heike Dickhut.

Über das Projekt „European Tourism Going Green (ETGG) 2030“
Der „ETGG SME 2030 Report“ wurde im Rahmen des gleichnamigen Projekts unter Feder-führung des ZENAT der HNEE erstellt. Ziel ist es, kleine und mittelständische Tourismusunternehmen (KMU) auf ihrem Weg zu mehr Nachhaltigkeit zu unterstützen. Hierfür wird ein Online-Schulungs- und Expertensystem entwickelt und eingerichtet, das den Betrieben Zugang zu Expert:innenwissen und Beratungsleistungen ermöglicht. Darüber hinaus können KMU mit Hilfe der App „RU Ready for Certification“ Nachhaltigkeit in betriebliche Abläufe und Beschaffungsprozesse implementieren sowie ihre sozioökonomische und ökologische Performance verbessern. Ein Hauptziel ist die Nachhaltigkeitszertifizierung der Betriebe und die Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit. Diese Unterstützungsangebote werden an neun Tourismusregionen in sechs verschiedenen Ländern mit UNESCO-Kulturerbe-Stätten und Natura 2000 Gebieten beispielhaft erprobt. 
Download des ETGG SME 2030 Report

Wissensnetzwerk der beteiligten Partnerhochschulen
University of Tirana (Albania), BOKU - University of Natural Resources and Life Sciences (Austria), Sofia University St. Kliment Ohridski (Bulgaria), University of Rijeka (Croatia), Cyprus University of Technology (Cyprus), Palacký University, Olomouc (Czech Republic), University of Southern Den-mark (Denmark), Université de Paris 1 Panthéon Sorbonne (France), Individual sustainable tourism expert (Finland), Budapest Metropolitan University (Hungary), Individual sustainable tourism expert (Italy), Breda University of Applied Sciences (Netherlands), University of Information Technology and Management, Rzeszow (Poland), Individual sustainable tourism expert (Portugal), University Stefan cel Mare, Suceava (Romania), Russian State University for the Humanities Moscow (Russia), Mateja Bela University (Slovakia), University of the Balearic Islands (Spain), Lucerne University of Applied Sciences and Arts (Switzerland) und Akdeniz University (Turkey)

Weiterführende Informationen
•    Kritik an nationaler Tourismusstrategie; HNEE-Pressemitteilung vom 27. April 2022
•    Nationale Tourismusstrategie BMWK - Dialogprozess Nationale Tourismusstrategie
•    Tourism Research Innovation and Next Generation Learning Experience (TRIANGLE)
•    Studie „Bausteine zur Regeneration der deutschen Tourismuswirtschaft“ des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK)
•    Tourismuspolitischer Bericht der Bundesregierung