Praxisnahes Studium im Agroforst-Projekt: Neue Weiden und Blühstreifen für den Ackerbau

Um die Strukturvielfalt und Biodiversität auf Ackerflächen zu erhöhen und Insekten mehr Lebensraum zu bieten, pflanzen Studierende der Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde (HNEE) am 17. April 2021 Weidenstecklinge im Löwenberger Land (Landkreis Oberhavel, Brandenburg) nach und legen Blühstreifen an. Die Pflanzung durch das Projekt Ackerbau(m) wird im Rahmen der Langzeitstudie „Agroforst: Modellprojekt in Brandenburg“ von 30 Teilnehmenden des Moduls ILL Agroforst aus den verschiedenen Fachbereichen durchgeführt. 2017 wurde die Innovative Lehr- und Lernform (ILL) ins Leben gerufen, bei der unterschiedliche Fachbereiche interdisziplinär zusammenarbeiten, um an bestimmten Standorten das Agrarökosystem und die Bodenfruchtbarkeit zu verbessern.

Studierende und Lehrende der HNEE gestalten und erforschen das Projekt Ackerbau(m): Auf der Agroforst-Modellprojektfläche im Löwenberger Land (rund fünf Hektar in der Nähe der Ortschaft Großmutz) sind am 17. April neue Weidenpflanzungen geplant und sollen Blühstreifen angelegt werden. Das HNEE-Langzeitprojekt wird als Innovative Lehr- und Lernform verantwortet. Unter der Anleitung von Prof. Dr. Tobias Cremer vom Fachbereich für Wald und Umwelt sowie Prof. Dr. Ralf Bloch vom Fachbereich Landschaftsnutzung und Naturschutz forschen Studierende fachbereichsübergreifend und interdisziplinär zur Steigerung von Biodiversität. Die Themen umfassen neben Biodiversität z.B. die Bereiche Boden, Klima, Pflanzengesundheit und -ertrag, Fernerkundung und Öffentlichkeitsarbeit. Ziel der wissenschaftlichen Langzeitstudie ist es, mit Hilfe gewonnener Erkenntnisse darzustellen, wie ein komplexes Agroforstsystem aufgebaut sein kann. Seit drei Jahren wird daran gearbeitet, das praxisnahe Agroforstsystem umzusetzen. Das Interesse und die Beteiligung seitens der Studierenden ist aufgrund der nachhaltigen Wirkungen sehr hoch, erläutert die studentische Tutorin Lea Martetschläger: „Der innovative Lehr- und Forschungsansatz schafft einen vielfältigen Lernort, um das Verständnis für Agroforst zu steigern. Durch die standortangepasste Umsetzung werden vielseitige Möglichkeiten geboten, Agrarökosysteme und die Bodenfruchtbarkeit zu verbessern. Auch zum Schutz vor Winderosion machen wir auf dem Ackerland Pflanzungen.“

Im Sommer 2020 pflanzten Studierende der HNEE etwa 1000 Weiden, die dann hauptsächlich wegen Wildverbiss zu größeren Teilen ausgefallen sind. Nun wurde Anfang April ein Wildzaun um die Fläche gebaut, so dass erneut Weiden gesteckt werden können. Dabei sind die zwei Meter breiten Baumstreifen auf einer circa fünf Hektar großen Fläche in der Nähe der Ortschaft Großmutz so angeordnet, dass der mit dem Projekt kooperierende Bauer die Fläche weiter maschinell bearbeiten kann. Außerdem sollen die Weiden im Kurzumtrieb bewirtschaftet sowie in drei bis vier Jahren als Frischholzhackschnitzel zum Humusaufbau auf der Fläche ausgebracht werden. Zusätzlich werden auf den Baumstreifen, verschiedene Blühmischungen ausgebracht. Diese sollen nicht nur den Beikrautdruck (Wuchs von Unkraut) vermindern, sondern auch die Biodiversität erhöhen und Lebensraum für Insekten bieten. Um sie auf ihre Wirksamkeit hin vergleichen zu können, sind verschiedene Mischungen vorgesehen. Am 17. April wird auch der Einzelbaumschutz der Werthölzer entfernt, die diesen auf Grund des Zauns nicht mehr brauchen. Neben den Arbeiten auf der Fläche mit den Wertholzbäumen ist ein Pflegeeinsatz auf der gegenüberliegenden Fläche geplant. Dort wurden im November 2020 Weidenstreifen für den Kurzumtrieb angelegt. Durch die Weiden-Neupflanzung und die Werthölzer können die Vorteile von Agroforstsystemen wie der Schutz von Winderosion und die Erhöhung von Strukturvielfalt und Biodiversität auf der Fläche ausgenutzt werden. Die Weiden werden jeweils zwischen Gruppen von drei verschiedenen Werthölzern gesetzt, die 2017 als sogenannte Wertholzbaumgruppen (Speierling, Wildbirne, Baumhasel, Elsbeere und Rot- sowie Trauben- oder Stieleiche) angelegt wurden.

Seit 2016 fördert die HNEE über Innovative Lehr- und Lernmethoden verschiedene Projekte, bei denen die Themenfelder Nachhaltigkeit und nachhaltiges Lernen im Vordergrund stehen. Innerhalb der Lehrveranstaltungen haben Lehrende die Möglichkeit finanzielle Freiräume zu nutzen, um neue Ansätze zur Wissens- und Kompetenzvermittlung zu testen und in der Praxis zu erproben. Problembasiertes und forschendes Lernen stehen dabei im Vordergrund: Studierende werden aktiv in die Lehre einbezogen und können sich innerhalb bestimmter Themenbereiche realen Praxisbeispielen widmen. Das Projekt wird durch die Hochschule, den Eigentümer und den Pächter der Fläche finanziell und ideell unterstützt. Primär erforscht wird die Fläche durch HNEE-Studierende aller Fachbereiche, die sich interdisziplinär mit folgenden Fragen des Klimawandels und den Eigenschaften von Agroforstsystemen beschäftigen:

  • Sind Agroforstsysteme eine wirkungsvolle Anpassungsmaßnahme an die Auswirkungen des Klimawandels?
  • Welche ökologischen und ökonomischen Veränderungen treten auf, wenn Ackerflächen in Agroforstsysteme umgewandelt werden?
  • Welche Anlageformen von Agroforstsystemen sind für den Bauer/ die Bäuerin praktikabel?
  • Welche Ökosystemleistungen können durch Agroforstsysteme bereitgestellt werden?


Die Pflanzaktion findet nicht öffentlich, unter Einhaltung der Abstandsregelungen statt. Für die Begleitung auf der Ackerfläche im Löwenberger Land bzw. Anmeldung der Presse ist Lea Martetschläger zuständig. Bitte kontaktieren Sie die studentische Tutorin im Vorfeld!

  • Das Projekt Ackerbau(m) arbeitet mit dem DAKIS (Digitales Wissens- & Informationssystem für die Landwirtschaft) Projekt des Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung (ZALF) zusammen und ist über die Hochschule in die Aktivitäten des DeFAF (Deutscher Fachverband für Agroforst) eingebunden.
  • Link zu der Projektseite