Vertiefungsrichtung Schutzgebietsbetreuung

Ranger, Naturwächter*in, Nationalparkbedienstete, Gebietsbetreuer*in - es gibt in Deutschland viele verschiedene Bezeichnungen für Menschen, die sich als Schutzgebietsbetreuer*innen im Gelände für den Schutz von Natur und Landschaft in Nationalparken, Biosphärenreservaten, Naturparken und anderen wertvollen und schützenswerten Räumen einsetzen. Die Vertiefung Schutzgebietsbetreuung richtet sich an Studierende im Studiengang → Landschaftsnutzung und Naturschutz, die sich während ihres Studiums intensiv mit diesem breiten Berufsfeld mit Blick auf die eigene berufliche Ausrichtung beschäftigen wollen. 

Unser Ziel ist es, Praktiker*innen auszubilden, die nach Abschluss des Bachelors nicht nur einen umfangreichen Wissensschatz zu Landschaftsprozessen und Naturschutzwerten vorweisen können, sondern auch die im Beruf benötigten Methodenkenntnisse und zwischenmenschlichen Kompetenzen erworben haben. 

Durch die Kooperation mit Praxispartner*innen in der Lehre, während Exkursionen und in Projekt- und Abschlussarbeiten sowie durch das Kennenlernen des Berufsalltags sollen die Studierenden der Vertiefung frühzeitig Kontakte und Einblicke in die Arbeitswelt erhalten.

In verschiedenen Modulen lernen Sie das Berufsbild näher kennen, erwerben Kompetenzen, die im Berufsalltag als Ranger gefragt sind und sammeln praktische Erfahrungen durch das Pflichtpraktikum, das bei einer Naturwacht im In- oder Ausland zu absolvieren ist. Nach erfolgreichem Abschluss aller dazugehörigen Module wird den Teilnehmer*innen der Vertiefung die spezielle Studienausrichtung auf dem Bachelorzeugnis bescheinigt.

Während des Bachelorstudiums richten die Studierenden der Vertiefung ihr Studium stark an dem Thema Schutzgebietsbetreuung aus. Einige Module sind für Teilnehmer*innen Pflicht, außerdem muss das Praktikum bei einer passenden Institution, etwa einer Naturwacht absolviert werden. Sowohl die Projekt- als auch die Abschlussarbeit bezieht sich jeweils auf ein aktuelles Thema in der Schutzgebietsbetreuung.

Das Modul Schutzgebietsbetreuung bietet Teilnehmer*innen der Vertiefung den umfassendsten Einblick in das Berufsfeld und ist deshalb verpflichtend zu belegen. Die Studierenden lernen die Geschichte und aktuelle Entwicklungen des Berufsfeldes kennen, nehmen an einem Training zu Kommunikationsmethoden und Mediation teil und beschäftigen sich mit der Außendarstellung von Naturschutzthemen. Auf Exkursionen werden Berufspraktiker*innen in Schutzgebieten besucht, um sich mit ihnen über die heutigen Anforderungen an die Gebietsbetreuung auszutauschen.

Im Modul Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE), ein Pflichtmodul, werden die Studierenden in einem Einführungskurs in die theoretischen Grundlagen verschiedener Bildungskonzepte eingeführt. Wie diese Konzepte in der Bildungsarbeit eines Schutzgebiets angewandt werden, wird anhand praktischer Übungen und Exkursionen veranschaulicht. Die meisten Schutzgebietsbetreuer*innen führen Bildungsangebote für die interessierte Öffentlichkeit durch und entwickeln in Abhängigkeit ihres Arbeitsplatzes auch eigene Konzepte. Deshalb bietet dieses Modul den Studierenden die Gelegenheit, eine eigenständige Führung auszuprobieren und sich bereits während des Studiums intensiv mit den unterschiedlichen Möglichkeiten in der Umweltbildung auseinanderzusetzen.  

Das Wahlpflichtmodul Spezielle Artenkenntnis vermittelt Studierenden praktische Kenntnisse zur Bestimmung von Flora und Fauna. Auch vertiefende Methoden zur Aufnahme von Vegetation und Erfassung von Tierarten werden eingeübt.

Um für die Vertiefungsrichtung Schutzgebietsbetreuung in die engere Wahl zu kommen, müssen folgende Voraussetzungen erfüllt sein:

  1. Sie studieren Landschaftsnutzung & Naturschutz im 2. Studiensemester
  2. Sie müssen in Ihrem ersten Semester mindestens 24 Credits erreicht haben
  3. Ihr Leistungsdurchschnitt muss 2,5 oder besser betragen

Wenn Sie die Zugangsvoraussetzungen erfüllen, können Sie sich im zweiten Semester bei der Auswahlkommission bewerben.

Dazu füllen Sie das → Bewerbungsformular aus und reichen es bis zum 1. Mai jeden Jahres bei Prof. Dr. Erik Aschenbrand ein.

Wenn sich mehr als 15 Studierende bewerben, werden zusätzlich im Zeitraum bis 10. Juni Bewerbungsgespräche geführt.

Ausschlaggebend sind dabei u.a. die Gründe für das Interesse an dem Thema Schutzgebietsbetreuung, ob Sie bereits Vorstellungen von der eigenen beruflichen Tätigkeit in diesem Feld besitzen bzw. inwieweit Sie sich bisher mit den Themen und Aufgaben eines*r Schutzgebietsbetreuer*in auseinandergesetzt haben.

Alle Voraussetzungen für eine Bewerbung, Details zum Bewerbungsprozess und nach welchen Kriterien bei den Bewerbungsgesprächen die Teilnehmer*innen ausgewählt werden, werden in → Anlage 3 der Studien- und Prüfungsordnung zum Studiengang geregelt.

Aufgaben in der Schutzgebietsbetreuung

So vielfältig wie die verschiedenen Schutzgebiete und Landschaften, in denen Gebietsbetreuer*innen arbeiten, sind auch die Aufgaben, die diese im Beruf erwarten. Jedoch kann man den typischen Berufsalltag eines*r Gebietsbetreuer*in in vier Themenfelder aufteilen:

  • Artenschutz, Landschaftspflege und Monitoring: Klassische Aufgabe des Gebietsschutzes ist die praktische Naturschutzarbeit. Ein*e Gebietsbetreuer*in muss deshalb Kenntnisse in Biologie und Ökologie besitzen, den Zustand der Biotope in einem Gebiet einschätzen können und das Vorkommen an Tier- und Pflanzenarten kennen. Landschaftspflegemaßnahmen werden durchgeführt oder angeleitet und Artenschutzprojekte umgesetzt. In vielen Schutzgebieten müssen außerdem regelmäßig Kartierungsarbeiten durchgeführt bzw. weitere Daten erhoben werden, um gesetzlichen Monitoringpflichten nachzukommen.
  • Kontrolle der Einhaltung gesetzlicher Regelungen: Was in einem Schutzgebiet (un)zulässig ist, regelt die Schutzgebietsverordnung. Deren Einhaltung wird von den Schutzgebietsbetreuer*innen regelmäßig bei Touren durch das Gebiet kontrolliert. Ob Wanderer und Wanderinnen abseits der Wege, illegale Camper*innen oder Hundehalter*innen, die ihre Tiere nicht an die Leine nehmen - Ranger treffen auf viele Menschen, die oftmals unabsichtlich gegen den Schutz der Natur verstoßen. Ausgeprägte kommunikative Fähigkeiten sind für den richtigen Umgang mit diesen verschiedenen Personengruppen enorm wichtig und sollten während der Ausbildung geschult werden. Zusätzlich wird in vielen Schutzgebieten kontrolliert, ob sich die dortigen Landnutzer*innen (etwa im Vertragsnaturschutz) an die vereinbarten Bewirtschaftungsvorgaben halten. Je nach geltendem Recht besitzen einige Gebietsbetreuer*innen hoheitliche Rechte und können Bußgelder ausstellen oder sogar Strafanzeige erstatten.
  • Bildung, Besucher*innenbetreuung und Öffentlichkeitsarbeit: Schutzgebietsbetreuer*innen werden auch als die "Visitenkarte" eines Schutzgebietes bezeichnet. Während, für die Öffentlichkeit "unsichtbar", in der Verwaltung die naturschutzfachliche Planung erfolgt oder Projekte ausgearbeitet werden, arbeiten die Gebietsbetreuer*innen nahe am Menschen. Sie kommen in Kontakt mit den Besucher*innen, Anwohner*innen und Bewirtschafter*innen und dienen als Ansprechpartner*in vor Ort. In öffentlichen Führungen, Umweltbildungsprogrammen für Schulen oder Exkursionen für Fachpublikum vermitteln sie die Besonderheiten der Natur und müssen dafür eine zielgruppengerechte Sprache finden.
  • Bau und Instandhaltung der touristischen und naturschutzrelevanten Infrastruktur: Das Wegenetz, die Informationstafeln oder Schutzhütten in Schutzgebieten müssen regelmäßig von Rangern gewartet werden. Auch der Bau neuer Anlagen ist in einigen Gebieten die Aufgabe der Gebietsbetreuer*innen. Handwerkliche Fähigkeiten sind hierbei natürlich von Vorteil.

Je nach Größe eines Schutzgebiets, Umfang des Personalstamms, Zielsetzung im Gebiet oder auch Talent eines Rangers sind auch die Aufgaben in den Einsatzstellen unterschiedlich: Einige Gebietsbetreuer*innen übernehmen viele der oben genannten Aufgaben, andere konzentrieren sich auf wenige Aufgabenfelder.

Einsatzgebiete von Gebietsbetreuer*innen

Großschutzgebiete

Die meisten Schutzgebietsbetreuer*innen in Deutschland arbeiten in Großschutzgebieten. Dazu zählen die Nationalparke, Biosphärenreservate und Naturparke, die seit 2005 unter der Dachmarke → Nationale Naturlandschaften zusammengefasst sind. Arbeitgebende sind überwiegend Landesverwaltungen, die für die Betreuung der Großschutzgebiete zuständig sind, z.B. Forstbehörden oder die untere sowie obere Naturschutzbehörde.

Regional und kommunal

Bundesländer, Landkreise, Städte und Kommunen sind für den Erhalt und die Pflege ihrer Schutzgebiete verantwortlich. Hierfür werden in einigen Regionen eigene Ranger eingestellt, die außerhalb der Großschutzgebiete arbeiten. Meist sind sie beim Land angestellt, doch vermehrt finden sich auch kreisfreie Städte und Landkreise, die eigene Schutzgebietsbetreuer*innen für diese Aufgabe einstellen.

Nicht-staatliche Träger*innen

Weitere Einsatzgebiete sind bei privaten Stiftungen oder Naturschutzverbänden, die eigene, für den Naturschutz wertvolle Flächen besitzen. Deren Betreuung wird mitunter von hauptamtlichen Gebietsbetreuer*innen übernommen. Da bei der Pflege der Gebiete meist viele Ehrenamtliche, Vereinsmitglieder oder FÖJler*innen sowie Bundesfreiwilige eingespannt werden, müssen die Gebietsbetreuer*innen in diesem Einsatzgebiet neben den üblichen Aufgaben auch das Freiwilligenmanagement koordinieren.

Selbstständigkeit

Bisher arbeiten nur wenige Ranger in Deutschland als private Dienstleister*innen für Kommunen, Vereine oder Schutzgebiete. Je nach Auftrag und auch eigenen Kompetenzen bieten sie Umweltbildungsangebote, Landschaftspflegedienste oder auch Kartierungsarbeiten an. Sie sind nicht zu verwechseln mit zertifizierten Natur- und Landschaftsführer*innen, die selbstständig Führungen anbieten.

Berufserfahrung schon im Studium sammeln

Wer sich schon einmal eine übliche Stellenanzeige durchgelesen hat, kennt das Problem, mit dem sich viele Berufseinsteiger*innen konfrontiert sehen: Wie soll ein*e frisch von der Hochschule kommende*r Absolvent*in in der Bewerbungsphase mit langjährigen Praktiker*innen konkurrieren, die die gewünschte Berufserfahrung vorweisen können? Mit gut gewählten Praxisanteilen, können Sie bereits während des Studiums wertvolle Berufserfahrung sammeln und Kompetenzen auf- sowie ausbauen.

Schutzgebietsbetreuung im Praxissemester kennenlernen

Teilnehmer*innen der Vertiefungsrichtung sind verpflichtet, im dritten Semester das Praxissemester mit direktem inhaltlichem Bezug zum Berufsbild Schutzgebietsbetreuung zu absolvieren. Um einen geeigneten Praktikumsplatz mit interessantem Aufgabengebiet zu finden, sollten Sie sich frühzeitig mit Ihren Interessen auseinandergesetzt haben: Welche Aufgaben der Schutzgebietsbetreuung finden Sie besonders ansprechend und in welcher Institution können Sie bei einem Praktikum in dieses Aufgabenfeld reinschnuppern? Nicht alle Schutzgebietsbetreuer*innen haben die gleichen Aufgabenschwerpunkte. Einige setzen ihren Fokus auf Umweltbildungsprogramme und Öffentlichkeitsarbeit, während in anderen Gebieten die landespflegerischen Aufgaben überwiegen.

Mit der Bachelorarbeit das Wissen vertiefen und/oder praktisch anwenden

Ein gut gewähltes Thema für Ihre Bachelorarbeit kann Ihnen nach Studienabschluss den Einstieg in den gewünschten Beruf erleichtern. Eine laufend auf dem aktuellen Stand gehaltene Liste mit Abschlussarbeitsthemen für Studierende des Studiengangs Landschaftsnutzung und Naturschutz finden Sie u.a. bei → Campusworks oder auch im → Jobportal.

Kompetenzen während des Studium entwickeln

Studierende mit der Vertiefung Schutzgebietsbetreuung bilden während ihres Studiums in vielen Modulen bereits die Kompetenzen aus, die für eine*n Schutzgebietsbetreuer*in im Beruf wichtig sind. Der Begriff Kompetenz umschreibt nicht nur Themenwissen und Methodenkenntnisse. Gerade in einem Berufsfeld wie der Schutzgebietsbetreuung, in dem sich intensiv mit den Wünschen, Fragen und Anforderungen von Landnutzer*innen, Besucher*innen und Einwohner*innen einer Region auseinandergesetzt werden muss, kommt es auf zwischenmenschliche Fähigkeiten, die passende Arbeitseinstellung und zielgruppengerechte Kommunikation an. Deshalb werden Konzepte wie Gewaltfreie Kommunikation und Konfliktlösungsstrategien u.a. im Modul Schutzgebietsbetreuung behandelt. Während des Studiums können die Studierenden in Gruppenarbeiten ihre Teamfähigkeit weiterentwickeln oder in Projektarbeiten ihre Eigenständigkeit unter Beweis stellen. Die Hochschule bietet Ihnen zudem mit dem → Career Service die Möglichkeit, sich in kostenfreien Seminaren auf diesem Feld weiterzubilden. Das → Gründungszentrum unterstützt Sie hingegen mit Angeboten im Bereich Gründung und Selbstständigkeit. Nutzen Sie diese Angebote während Ihres Studiums, so günstig kommen Sie da nicht mehr ran.

Ansprechperson:

Prof. Dr. Erik Aschenbrand

Internationaler Naturschutz und sozial ökologische Nachhaltigkeitsprozesse in Biosphärenreservaten

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Eine Rangerin dokumentiert die Grasarten.

Das Projekt erprobt Innovationen, um das Arbeitsfeld der Schutzgebietsbetreuung weiter zu professionalisieren.

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